Die Magdalenenschule befindet sich nun schon seit einigen Jahren in Räumen der Freien Waldorfschule Engelberg. Trotz dieser örtlichen Nähe bewegt sich der Schulalltag größtenteils in einem Nebeneinander. Gemeinsame pädagogische Arbeit erstreckt sich auf einzelne, zeitlich begrenzte Projekte. So gibt es wenig wirkliche Begegnung zwischen Schülerinnen und Schülern der beiden Schulen und durch die fehlende Kontinuität auch wenig, das sich im Sozialen wirklich entwickeln konnte.
Wöchentlich abwechselnd bewähren sich die Schülerinnen und Schüler in einer von den beiden Sportlehrern liebevoll aufgebauten Bewegungslandschaft, kriechen, hüpfen, schwingen am Seil, klettern irgendwo hoch, oder aber sie geben sich den, immer wieder unterschiedlichen, Herausforderungen der abwechslungsreichen Spiele hin.
„Wenn wir so viele sind braucht man lange, bis man alle gefangen hat. Da muss man richtig gut rennen. Das ist cool!“
Wer das Rennen nicht so liebt, sieht andere Vorteile: „Die Schlange ist länger, da kann man ausruhen und schwätzen.“
Es kommt auf ganz unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten an. Neben Schnelligkeit, Geschicklichkeit oder Reaktionsvermögen, auch einmal darauf, im bewegten Hin und Her noch auf vier zählen zu können, um blitzschnell einen Hilfstrupp für ein verzaubertes Kind zu bilden. Oder darauf, sich im rechten Moment fallen zu lassen und so sich oder den anderen zu retten.
Alles mischt sich, phasenweise nimmt die Sportstunde ein solches Tempo auf, dass nicht mehr überlegt werden kann, aus welcher Schule das Kind neben mir ist und ob ich es nun an die Hand nehmen will oder nicht. Begegnung findet einfach statt. Man ist aufeinander angewiesen, muss sich zusammentun, da spielt ein Förderbescheid keine Rolle.
Komplexere Sachverhalte wie „Ich kann mich erlösen, wenn ich in den Ring springe, in dem schon drei Kinder stehen, werde gleichzeitig verfolgt und muss mich mit den anderen sofort zu Boden setzen...“ erfordern zum Teil individuelle Hilfestellung und phantasievolle Entschärfung von Seiten der Lehrkräfte, doch nicht automatisch und ausschließlich für die Kinder der Magdalenenschule ist diese von Nöten, auch Schülerinnen und Schüler der anderen Klasse kommen hier an ihre Grenzen.
Andererseits gibt es Schüler der Förderschule, die virtuos mit dem Ball umgehen, sich gleichzeitig geschickt weg ducken, verbiegen, fallen lassen können, so dass sie fast nicht zu treffen sind – ein Gewinn für jede Mannschaft!
Grenzen verwischen. Alle zeigen Stärken und Schwächen. Aber diese sind nicht zentral, werden vielleicht kurz wahrgenommen, dann aber der Sache, dem Ziel, dem schönen Spiel, für dessen Gelingen alle zusammenwirken müssen, untergeordnet.
Anderssein wird zur Normalität im guten Miteinander, das dieses inklusive Sportprojekt hervorbringt, auszeichnet und über die Unterrichtszeit hinaus so wertvoll macht: Man kennt sich, gehört in einem kleinen Bereich zusammen.
Das strahlt aus, in die Pause, auf das Gedränge im Schulbus oder den Weg in die Mensa. Und für das eine oder andere Kind heißt es sogar „Ich hab da einen Freund.“